Kant veröffentlichte 1784 einen kurzen Artikel mit dem Titel
Beantwortung der Frage:
Was ist Aufklärung
Im 18. Jahrhundert befreiten sich die Menschen zunehmend von der geistigen Vormundschaft durch die Kirchen; sie wurden aber noch von autoritären Regierungen beherrscht.
Kant beschreibt in diesem Artikel, dass die Menschen den Mut haben sollen, selbständig zu denken und sich weder durch Religionen noch durch Ideologien sich ihr Denken vorschreiben zu lassen.
Er diskutiert auch, weshalb viele Menschen das selbständige Denken scheuen.
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Definitionen:
- Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.
- Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.
- Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen.
Einige Zitate:
- Wenn denn nun gefragt wird: leben wir jetzt in einem aufgeklärten Zeitalter ? so ist die Antwort: Nein, aber wohl in einem Zeitalter der Aufklärung.
- zu dieser Aufklärung aber wird nichts erfordert als Freiheit; und zwar die unschädlichste unter allem, was nur Freiheit heißen mag, nämlich die:
- von seiner Vernunft in allen Stücken öffentlich Gebrauch zu machen.
- Der öffentliche Gebrauch seiner Vernunft muß jederzeit frei sein, und der allein kann Aufklärung unter Menschen zustande bringen; der Privatgebrauch derselben aber darf öfters sehr enge eingeschränkt sein, ohne doch darum den Fortschritt der Aufklärung sonderlich zu hindern.
- durch eine Revolution wird vielleicht wohl ein Abfall von persönlichem Despotism und gewinnsüchtiger oder herrschsüchtiger Bedrückung, aber niemals wahre Reform der Denkungsart zustande kommen; sondern neue Vorurteile werden, ebensowohl als die alten, zum Leitbande des gedankenlosen großen Haufens dienen.
- Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie der Natur längst von fremder Leitung freigesprochen, dennoch gerne zeitlebens unmündig bleiben; und warum es anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen.
- es ist so bequem, unmündig zu sein.
Antwort auf die Frage: Sind wir heute aufgeklärte Bürger ?
Wenn wir die Maßstäbe von Kant anwenden, müssen wir wohl antworten, dass weniger als 50% der wahlberechtigten Bürger in Deutschland aufgeklärte Bürger sind.
- ca. 50% sind zu faul zur Wahl zu gehen, obwohl sie durch ein wenig Nachdenken erkennen müssen, dass sie damit die extremen Parteien wählen, denn deren Wähler werden wählen gehen.
- von den 50%, die zur Wahl gehen, wählen 10% oder mehr, extreme Parteien, obwohl diese Parteien keine politischen Lösungskonzepte ausgearbeitet haben, die realisierbar sind, sondern nur populistische Parolen von sich geben. Auch diese Bürger sind faul und weil es so bequem ist, unmündig zu sein.
- dann gibt es noch einen Prozentsatz von Bürgern, der zu feige ist, sich für die Demokratie einzusetzen oder anderen Bürgern zu helfen, obwohl sie sehen, dass sie Hilfe benötigen.
Also können wir im Sinne von Kant wahrscheinlich nur 30% der wahlberechtigten Bürger als aufgeklärte Bürger betrachten,
Das zeigt, dass unser Ausbildungssystem nicht wirkungsvoll genug ist, aufgeklärte Bürger zu erziehen.
Stellen wir uns einmal eine ferne Utopie vor:
Alle Bürger sind aufgeklärt, disktutieren alle gesellschaftlichen und politischen Probleme in einer toleranten und disziplinierten Weise und erarbeiten realistische Lösungskonzepte, die sie aktiv umsetzen.
- wie viele fanatisierte Bürger gäbe es dann noch ?
- würden sie alle sich nicht von Populisten und Demagogen abwenden, weil sie erkennen, dass sie nur Worthülsen von sich absondern, aber zu dumm oder zu faul sind, selbst aktiv an Lösungen mitzusarbeiten ?
Es gäbe immer noch einen gewissen Prozentsatz fanatischer Bürger; das ist einfach durch die Statistik bedingt.
Aber sie würden zumindest in Schranken gewiesen, dass sie sich wie zivilisierte Menschen benehmen und die Gesetze unseres Staates einhalten müssen.
Wir müssen auch tolerieren, dass sie ihre Meinungen öffentlich aussprechen; denn sonst wären wir selbst auch nicht aufgeklärt.